Zusammenfassung der Veranstaltung HerzCafé am 25.04.2022

Unser HerzCafé vom 25.04.2022

Am Montag, 25.04.2022, von 14.30 Uhr bis 17.00 Uhr, fand im Café Valentin das fünfte HerzCafé unter der Leitung von Dr. Iris Geyer statt. Besucht wurde die Veranstaltung von über 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmern besucht. Nach Kaffee und Kuchen und der Begrüßung informierte Frau Michal über folgende Termine:

 

Das HerzCafé macht eine Sommerpause, weiter geht es am 26.9.2022.

Ab Mitte Mai findet jeden Mittwoch, um 15.00 Uhr, im Café Valentin ein unverbindliches Treffen statt, „damit wir uns nicht aus den Augen verlieren“.

 

Am 21.7.2022, um 17.00 Uhr, findet die Jahreshauptversammlung im Bürgerhaus statt.

Das Geburtstagskaffeekränzchen findet voraussichtlich wieder im Herbst 2022 statt.

Alle Termine werden rechtzeitig im Gemeindeblatt bekannt gegeben.

 

Sodann begann der Vortrag von Frau Dr. Geyer zum Thema:

 

„Ist Glück Glücksache? Wie wir in eine Haltung des Glücklichseins kommen“

Bevor wir uns die 8 Arten von Glück ansehen, ist es notwendig, auf unsere gegenwärtige Situation bezüglich der Themen Krieg und Pandemie zu sehen. Ist es richtig, in solchen Zeiten über Glück zu sprechen? Ja, gerade dann ist es wichtig, sich auf das Innere zu konzentrieren, um sich nicht im Gefühl des Frusts, der Traurigkeit und Hilflosigkeit zu verlieren. Wir können etwas tun, wir können helfen auf unterschiedliche Weise, beten, hoffen, spenden.

 

I. Allgemeine Grundvoraussetzungen fürs Glücklichsein

Glücksforscher haben herausgefunden, dass es gewisse Grundlagen geben muss, damit Menschen glücklich sind.

Dazu gehört, dass sie in einer Demokratie leben und persönliche Freiheiten und Rechte haben, dazu gehört, dass sie Arbeit haben, dass sie Freund*innen haben, dass sie ein soziales Netz haben, Kinder, Enkelkinder, Spiritualität, Glaube, Zeitsouveränität und bis zu einem gewissen Grad natürlich auch Gesundheit.

 

II. Gute Gründe, um glücklich zu sein

Glückliche Menschen leben durchschnittlich 10 Jahre länger,

glückliche Menschen erkranken seltener bzw. werden schneller gesund

glückliche Menschen haben den Risikofaktor der Feindseligkeit nicht, d.h. mit positiver Stimmung verringert sich das Risiko der koronaren Herzkrankheiten

glückliche Menschen sind optimistisch.

 

III. Was ist Glück

Eine alte chinesische Geschichte von einem Bauern in einer armen Dorfgemeinschaft:

Man hielt ihn für gut gestellt, denn er besaß ein Pferd, mit dem er pflügte und Lasten

beförderte.

 

Eines Tages lief sein Pferd davon. Alle seine Nachbarn beklagten ihn, wie schrecklich es sei,

aber der Bauer meinte nur „Vielleicht“.

Ein paar Tage später kehrte das Pferd zurück und brachte zwei Wildpferde mit. Die Nachbarn beneideten ihn nun, weil er so ein Glück hatte, aber der Bauer sagte nur: „Vielleicht“.

 

Am nächsten Tag versuchte der einzige Sohn des Bauern eines der Wildpferde zu reiten. Das Pferd warf ihn ab und er brach sich ein Bein. Die Nachbarn übermittelten ihm ihr Mitgefühl für dieses Missgeschick, aber der Bauer antwortete wieder nur: „Vielleicht“.

 

In der nächsten Woche kamen Rekrutierungsoffiziere ins Dorf und holten alle jungen Männer

zur Armee. Den Sohn des Bauern wollten sie nicht, weil sein Bein gebrochen war.

Als die Nachbarn kamen, um ihm zu sagen, was für ein Glück er habe, antwortete der Bauer:

„Wir sehen nur einen kleinen Teil des Ganzen, und ob das Glück oder Unglück ist, wissen wir nicht.“

 

IV. Geld macht nicht glücklich

Geld oder Reichtum machen ab einem Einkommen von ca. 60.000 Euro p.a. nicht glücklich, zumindest ab einem bestimmten Grad an Einkommen zw. genügendem Auskommen.

Arme Menschen fallen in Krisen wie einer Scheidung oder einer schlimmen Krankheit schneller in eine Depression.

Materieller Konsum bedeutet also nicht automatisch mehr Glück.

Der Einfluss äußerer Lebensumstände wird überschätzt.

Umfragen von 2016 bis 2018 belegen: wer freiwillig auf Konsum/Luxus verzichtet, z.B. aus ökologischen Gründen oder für die eigenen Enkelkinder, ist zufriedener als andere Menschen.

 

V. Glück kommt von innen

Der Hirnforscher Gerald Hüther behauptet: Glück ist ein Grundzustand, den Kinder mit auf die Welt bringen.

Meist gibt es genügend äußere Umstände, um glücklich zu sein; aber unser Geist hat die Angewohnheit, am Negativen, an Kritik, Sorgen und Problemen festzuhalten. Statt immer mehr Anreize von außen zu suchen, sollten wir uns unserem Inneren zuwenden, unserer Bereitschaft, das Glück dort zu finden, wo es ist: im gegenwärtigen Moment.

Das Glück hängt von den guten Gedanken ab, die Du hast (Marc Aurel).

Die Ansprüche/Wünsche sollen an die äußeren Möglichkeiten angepasst werden und nicht umgekehrt (Resilienz).

Glück ist geprägt durch Wahrnehmung, Denkweisen, Einstellungen, Wertungen. Lebensbedingungen sind nicht maßgeblich für Glück. Wohlstand, Macht, Alter, Status, Intelligenz etc. tragen nur bis zu einem gewissen Grad zum Glück bei.

 

Eine kleine Übung:

Vervollständigen Sie zwei Sätze

„Ein Glück ist für mich, dass…….“

„Ein Glück wäre für mich, wenn……“

 

Glück bedeutet für jeden etwas anderes und die Vorstellung von Glück stellt sich für jeden Menschen anders dar, verändert sich aber auch im Laufe des Lebens, je nachdem in welcher Lebensphase man sich befindet.

 

VI. Dopamin & Co.

Aktuell sind sich alle Hirnforscher einig, dass unser Gehirn plastisch ist, d.h. es verändert sich mit jeder Erfahrung, die wir machen. Einig sind sich alle auch, dass Glück eine Sache der Wahrnehmung, des Denkens und der Einstellung ist.

Die bildgebenden Methoden in der Hirnforschung finden die Areale für Angst, Schmerz, Wut, Freude, Belohnung. Aber für Glück gibt es kein besonderes Areal, das aufleuchtet, wenn wir glücklich sind.

Es gibt jedoch zwei frohe Botschaften:

Unsere genetischen Programme sind mit Fülle ausgestattet. Wenn wir nicht alle Möglichkeiten in der Jugend nutzen, ist das nicht schlimm, denn wir haben ein Leben lang die Chance, neu Verschaltungen im Gehirn hervorzurufen.

Die neuen Verschaltungen brauchen unser Gefühl, eine Begeisterung, Leidenschaft, spannende Erkenntnisse, dann entstehen neue Nervenbahnen, neue Vernetzungen.

Der Weg zum Glück führt durchs Gehirn (Werner Tiki Küstenmacher)

 

VII. „ge-lucke“

Unser Wort Glück kommt vom mittelhochdeutschen „gelücke“ oder ge-lucke und meinte ursprünglich den guten Ausgang eines Ereignisses/einer Situation. Gelucke war von außen bestimmt, fiel einem zu ohne Anrecht, war eine Fügung.

 

VIII. Die 8 Arten von Glück

Jeder Mensch versteht etwas anderes unter Glück. Die Glücksarten lassen sich unterscheiden, nicht trennen. Es gilt: Glücklichsein muss man üben wie Geige spielen (John Lubbock).


1) Glück der Verbundenheit

Wir haben 9 Monate im Mutterleib erlebt, was Verbundenheit ist. Deshalb sind wir Menschen unser Leben lang auf der Suche nach Verbundenheit. Es ist das Gefühl von Zugehörigkeit, liebevoller Bindungen.

Übung: Wer lange keinen Kontakt zu seinen Lieben hatte, schreiben Sie wieder mal eine Nachricht, einen handgeschriebenen Brief etc.

 

2) Zufallsglück

Obwohl uns der Zufall nicht verfügbar ist, gelingt es manchmal, dem Zufall nachzuhelfen. Zufall ist alles, was uns zufällt.

Ein Teil unseres Lebens wird von Glücksfällen, glücklichen Fügungen bestimmt.

„Zufall ist, wenn Gott anonym bleiben will.“

Um in den Genuss von Zufallsglück zu kommen, können wir Zufallsglück vorbereiten, eine Haltung der Offenheit einnehmen, unsere Aufmerksamkeit schulen dafür, den Zufall zu erkennen.

Großzügigkeit bahnt den Weg zum Glück. Großzügigkeit sorgt sogar für ein längeres Leben (Forscher des Max-Planck-Instituts für demographische Forschung). Menschen leben länger, wenn sie gerne teilen oder von einer großzügigen Gesellschaft profitieren.

Übung: Haltung der Offenheit, in der Gegenwart sein, Aufmerksamkeit und Achtsamkeit trainieren.

 

3) Augenblicksglück

Damit ist das Glück der Sinne gemeint. Es ist ein Glück zu riechen, zu schmecken, tasten/berühren, sehen, hören zu können.

Wir können unsere Aufmerksamkeit unserer Sinnlichkeit und unserer Wahrnehmung schenken: eine schöne Landschaft, eine frische Brise im Wald, in den Bergen oder an der See. Augenblicksglück sind herausgehobene Momente, erhabene Augenblicke, in denen einfach alles stimmt. Diese Augenblicke lassen sich zwar nicht willentlich herbeiführen und beliebig wiederholen, aber wie beim Zufallsglück, kann man sie vorbereiten und erwarten, indem wir immer wieder in die Gegenwart kommen.

Übung: Summen des Lieblingsliedes bewirkt Stimmungswunder. Schon nach 30 Sekunden setzt der Effekt ein. „Jede Zelle meines Körpers ist glücklich“ (Körperzellenrock von Astrid Kuby und Michael Mosaro)

 

4) Herausforderungsglück

Den inneren Schweinehund überwinden, eine Herausforderung annehmen, sich aus der Komfortzone bewegen, Sport machen. Das setzt Glückshormone wie Endorphine, Dopamin und Serotonin in den Belohnungszentren des Gehirns frei. Unser Gefühlsgehirn belohnt uns hinterher, wenn die Anstrengung vorbei ist. Und wir wissen es vorher, wenn ich mich überwunden habe, fühle ich mich gut.

Flow: Das Selbst überlässt sich ganz und gar einer Sache, einer Situation, einem anderen Menschen, gibt sich in Passivität oder Aktivität selbstvergessen, in Hingabe dem Leben hin, erfüllt von den reichen inneren Ressourcen der Sinne und des Denkens und des Könnens. Flow ist ganz da sein und ganz weg sein in Hingabe, z.B. beim Spiel, beim Musikmachen, im Gespräch.

Flow ist das berauschende befriedigende Gefühl, voll und ganz in einer Sache aufzugehen, dabei ist es wichtig, sich herauszufordern, aber nicht zu überfordern.

Übung: Suche nach dem Flow, nach dem Gebiet, auf dem ich mich herausfordern und weiterentwickeln möchte, wo meine Leidenschaft sitzt. Wer nicht weiß, wobei eine Begeisterung entstehen könnte, knüpft am besten an die Kindheit an.

 

5) Das Wohlfühlglück

Für viele Menschen ist das Wohlfühlglück genau das, was sie anstreben; dass es ihnen gut geht, dass sie sich wohl fühlen, nicht nur einen Augenblick, sondern in eine Wohlfühlphase hineinkommen, Spaß haben, angenehme Erfahrungen machen, Erfolg und gute Stimmung haben. Dieses Glück ist machbar, es lässt sich herstellen, aber es ist nicht dauerhaft. Ein schöner Film kann so ein Glücksmoment sein, Wellness, Schokolade, Vorfreude. Dazu gehört allerdings, dass wir unsere Bedürfnisse kennen.

Übung: Sich selbst mit Glück beschenken, sich etwas gönnen, großzügig mich sich selbst sein.

 

6) Glück der Transzendenz

Die Mehrzahl der Menschen glaubt an eine höhere Macht, wie immer sie es auch nennen:

Gott, Universum, Natur, Höheres Sein.

Sich mit dieser Macht verbunden fühlen, macht die Menschen glücklich. Die Fülle des Lebens liegt zwischen Endlichkeit und Ewigkeit. Es ist ein großer Trost im Leben, noch eine andere Dimension zu vermuten, der all das anvertraut werden kann, was im gegebenen Leben nicht zu erreichen ist. Erscheint ein Leben über die Endlichkeit hinaus möglich, dann entlastet dieser Gedanke vom Druck, alles in dieses eine Leben packen zu müssen.

Übung: Ins Hier und Jetzt kommen.

 

7) Glück des Unglücklichseins                 

Man kann glücklich sein und zugleich sehr traurig, melancholisch, untröstlich.

Sich mit dieser Melancholie befreunden, sie umarmen, wäre gut und hin- und her zu pendeln zwischen Alltäglichem und Zeiten, die der Melancholie gehören. Das Unglücklichsein kann zu einem Bestandteil des Glücks werden.   

 

8) Das Glück der Fülle

Dieses Glück ist allein abhängig von meiner Haltung zum Leben, von der Beziehung zum Leben. Diese Haltung erkennt an, dass nicht alles positiv ist. Im Leben gibt es diese Polarität, die Gegensätzlichkeit von Positivem und Negativem und allem, was dazwischen liegt.

Glück der Fülle, also gerundetes Glück gibt es nur, wenn wir die Ganzheit des Lebens akzeptieren. Oft merken wir erst im Nachhinein, dass wir das Glück der Fülle hatten, wenn wir den roten Faden in unserem Leben erkennen und plötzlich klar wird: Alles musste genau so sein, alles hatte seinen Sinn.

Die entsprechende Haltung wäre die heitere Gelassenheit.

Übung: Den roten Faden im eigenen Leben suchen und finden: z.B. Tagebuch schreiben, wem bin ich wofür dankbar in meinem Leben, welche Ereignisse haben im Leben Sinn gemacht.

 

Von Frau Dr. Geyer empfohlene Literatur zum Vortrag:

„Limbi, der Weg zum Glück führt durchs Gehirn“ von Werner Tiki Küstenmacher

„Glück – Alles was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist“ von Wilhelm Schmid“

„Neurobiologie des Glücks“ von Gerald Hüther

„Die Glücksformel – oder wie die guten Gefühle entstehen“ von Stefan Klein

 

Ein wundschöner Nachmittag ging zu Ende und zum Schluss sangen alle gemeinsam und in bester Laune noch „Jede Zelle meines Körpers ist glücklich“

 

Vielen herzlichen Dank an Frau Dr. Geyer für den spannenden, hochinteressanten Vortrag zum Thema Glück, einen lieben Dank allen Helferinnen, an Frau Michèle Hartmann für die schönen Sinnsprüche auf selbstgebastelten Glückskleekärtchen.

 

Unterföhring, den 27.04.2022
Sylvia Heinzl